Gertrud Koch grüßt beim Edelweißpiratenfestival die Zuschauer:innen

Wir möchten unser Zentrum nach Gertrud Koch benennen. Wer aber war Gertrud Koch?

Gertrud (genannt Mucki) Koch (*1. Juni 1924 in Köln; † 21. Juni 2016) leistete während des zweiten Weltkriegs in einer Gruppe der Kölner Edelweißpiraten Widerstand gegen den Faschismus.
Sie wuchs in einem kommunistischen Elternhaus auf. Ihr Vater wurde wegen KPD-Mitgliedschaft verhaftet und stirbt
1942 im Konzentrationslager Börgermoor. Vor der Gleichschaltung der Jugendorganisationen war sie Mitglied der Roten Jungpioniere. Gertrud Koch weigerte sich, dem Bund Deutscher Mädel beizutreten, und gründete eine Edelweißpiratengruppe.
In Köln bildeten sich zu dieser Zeit viele solche Gruppen. Einige gingen 1944 in den Untergrund. Während die älteren aus der Kölner Südstadt und Ehrenfeld HJ-Streifen angriffen und auch mit militanten Aktionen gegen das Regime
kämpften, verteilte die Gruppe um Gertrud Koch Flugblätter und schrieb Parolen an Hauswände und Eisenbahnwaggons.
Die spektakulärste Aktion war ein „Flugblattregen“ aus der Kuppel des Kölner Hauptbahnhofs. 1942 wurde Koch mit anderen durch die Gestapo verhaftet.

Nach Vernehmungen im EL-DE-Haus saß Gertrud für fünf Monate im Gefängnis Brauweiler ein. Aufgrund einer weiteren Flugblattaktion in Düsseldorf wurde sie erneut verhaftet. Koch erlitt die Folter und Schläge der Gestapo-Beamten, war unter anderem zwei Monate in Einzelhaft und konnte nur
durch ein Versehen aus der Haft entkommen.
Sie wurde Zeugin, als in Ehrenfeld 13 Jugendliche der Ehrenfelder Gruppe öffentlich erhängt wurden. Günther Schwarz war mit sechzehn Jahren der Jüngste.
Gemeinsam mit ihrer Mutter konnte Koch aus Köln fliehen und lebte die zwei Jahre bis zum Kriegsende auf einem
Bergbauernhof im Allgäu.
Gertrud Koch auf einer Wanderung mit den Edelweißpiraten

Nach dem Krieg engagierte sich Gertrud Koch für die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) und musste in den 1950ern die bittere Erfahrung machen, erneut politisch verfolgt zu werden, denn die KPD wurde vom deutschen Staat verboten.
Sie engagierte sich zivilgesellschaftlich und berichtet in Schulen über ihre NS-Vergangenheit. 2005 gehörte sie zu den
Mitbegründer:innen des Kölner Edelweißpiratenfestivals, das seitdem jedes Jahr an die Musik der politisch resistenten Jugend der Nazizeit erinnert.
Gertrud „Mucki“ Koch wurde am 28. Juni 2016 im Beisein von Familie, Freund:innen und Antifaschist:innen aus der ganzen Stadt auf dem Kölner Westfriedhof beerdigt.
Wir möchten das Andenken an sie bewahren und die Geschichte einer mutigen, kämpferischen und linken Frau
weitererzählen. Deswegen möchten wir unser Zentrum nach ihr benennen.

Schaut unbedingt auch beim Edelweißpiratenfestival und dem NS-Dokumentationszentrum im EL-DE-Haus vorbei, dem ehemaligen Gestapo-Hauptquartier, in dem auch Gertrud Koch einsaß.